Kalle auf Libori
Lieber Erwin, in deiner E-Mail vom 29. Juli fragst du (sinngemäß) wie ich Libori so überstehe (inzwischen, am 1.8. präziser : „überstanden habe“). Nun, ich bin emsiger Liborianer, aber ganz vorsichtig. Zunächst gilt es, die weise Instanz der Neuen Westfälischen zu beachten. Die machte sich Sorgen wegen der allgemein gestiegenen Preise, so auch besonders für Liborigänger. Familien mit 2 Kindern hauen beim „Bummel“ – welch schreckliches Wort – notgedrungen einen Hunni auf den Kopp und ich habe nicht verstanden, ob der/die Artikelschreiber*in das viel oder wenig findet. Ich glaube, die Familie mit 2 Kindern kommt damit nicht aus. Ganz anders ich selbst. An Libori fasziniert mich weder das Rumstehen mit Freunden an Bierbuden, noch die Anwesenheit bei dargebotener Livemusik, auch nicht der Gang über den „Berg“. Ich mag es, zur Liborizeit nicht außerhalb der Stadt zu sein, z.B. an irgendeinem öden Urlaubsort. Das wäre schrecklich. Es reicht, zu wissen, dass Libori ist und man in Paderborn weilt. Ich genieße die ungewöhnlich langen Autoschlangen vor den Toren (Western-, Neuhäuser-, Detmolder Tor). Ich mag die erhöhte Besuchsfrequenz in unspektakulären Randbereichen wie Maspernplatz und Kisau. Ich liebe die Präsenz der Trupps von Ordensschwestern. Ich genieße das 80 Meter hohe Kettenkarussel, wenn ich es ab dem Bahnübergang in Benhausen erblicke. Meine Ohren freuen sich über das anlasslose ständige Läuten der Domglocken. Trotz allem – ich war auf dem „Berg“. Nicht aus Vergnügungslust, sondern „einfach nur so“ bzw. aus aktiver Abneigung. Die Familie mit den 2 Kindern habe ich nicht gesehen, aber jede Menge erlebnishungrige Teenies. Hier nun meine persönliche finanzielle Libori-Bilanz:
Sonntag, 24. Juli
Abendlicher Gang über den Berg, Rückweg „durch die Stadt“, wo „nichts mehr los war“. Du siehst, lieber Erwin, bei der Schilderung liborianischer Erlebnisse muss man auf das schreibstilstische Mittel der relativierenden Anführungszeichen zurückgreifen. Ausgaben:
- 0,90 € für einen Schaumkuss, ehemals Mohrenkopf
Montag, 25. Juli
Frühnachmittägliche Einkehr in der „Oase“. Ausgaben:
- 4,00 € für 2 BMW
- 2,50 € für eine Bratwurst
Mittwoch, 27. Juli
Frühnachmittägliche Einkehr in der Oase, mit Verwandten. Ausgaben, bereinigt auf den Eigenverzehr:
- 4,00 € für 2 BMW
- 2,50 € für eine Bratwurst
Donnerstag, 28. Juli
8.00 Uhr Besuch der hl. Messe im Dom. Ausgaben:
- 3,00 € für 2 evangelische Waffeln zum Mitnehmen am Nachmittag
Freitag, 29. Juli
Mittags Besuch des Caritas-Gartens vor der Domsingschule. Keine Ausgaben, da eingeladen. Verzehr im Wert von:
- 2,00 € für ein Becher Kaffee
- 2,50 € für ein Stück Kuchen
Gesamt-Ergebnis: 5 Libori-Besuche kosten 21,40 €. Durchschnittsausgaben pro Besuchstag: 4,28 €
Der Kauf des Jahresbedarfs an schwarzem Pfeffer und eines Plastik-Siebes, das es nur auf Libori und nicht im Einzelhandel gibt, zählt nicht zu den Ausgaben, sondern zu den Investitionen.