Die Priwall-Fähre ist für uns bis auf weiteres gratis, wenn man die Einstandskosten von 49 € für das Deutschland-Ticket und 8,70 € für die Fahrrad-Wochenkarte mal außer Betracht lässt (Alle Preise pro Person). Zudem wird nicht kontrolliert, und die meisten fahren wahrscheinlich schwarz. Jedenfalls haben wir nie gesehen, dass sich jemand an den Ticket-Sales-Automaten über Rumspielereien hinaus zu schaffen macht.
Dennoch gelten an Bord strenge Regeln: Bereits an Land muss man vom Fahrrad absteigen, und wer auf der Zufahrtsbrücke oder gar auf dem Deck radelt, wird angemeckert, so auch wir. Unsere begonnene Grundsatzdiskussion, das gelte nur auf dem Schiff, nicht auf der Brücke dorthin, wurde abgewürgt mit dem Hinweis, die Schilder wären eben falsch formuliert. Wir hätten gerne noch vorgebracht, auf anderen Schiffen komplette Radtouren unternommen zu haben, z.B. von Föhr nach Amrum oder auf der Linie von Helsingør nach Helsingborg. Egal.
Ähnlich wurde einem Tesla-Fahrer beschieden, der vorne in der Pole Position stand, den Fuß von der Bremse nahm und lautlos 5 cm vorrollte, bevor die Schranke ganz oben war. Er handelte sich einen Rüffel ein.
Man sollte sich auch nicht zuviel vom Besuch des Fährrestaurants versprechen. Es ist – vermutlich wegen Personalmangel oder aus Feuerschutzgründen – geschlossen bzw. wurde nie in Betrieb genommen. Bockwurst mit einer halben Schnitte ungetoasteten Toastbrot wahlweise Kartoffelsalat oder Pommes halb und halb hätten wir ihnen durchaus zugetraut, trotz der knappen Reisezeit von unter zwei Minuten. Wenn man als Erstes an Bord geht und das Schiff ganz zuletzt verlässt, während der gesamte Austausch der Reisenden, Autos und Fahrräder eine längere Liegezeit an einem der Terminals in Anspruch nimmt, kann man das schaffen.
Einen großen Pluspunkt müssen wir jedoch erwähnen : Über die Bugklappe zu klettern und vorne auf dem Wellenbrecher die privilegierte Aussicht zu genießen, wurde uns möglicherweise großzügig und stillschweigend gewährt bzw. einfach übersehen.