In Wyk auf Föhr befindet sich in der sog. „Großen Straße“ das altehrwürdige Föhrer Teekontor. Tee gilt als authentisch friesisch, wir sind hier in Friesland, was soll bitte noch echter sein ? Passend zur großen Straße ein großer Name. Hat man schon oft gesehen: Frisöre, die sich Frisuren-Studio nennen, Pommesbuden, die sich als Schlemmerparadies ausgeben, Profi-Baumärkte, ausschließlich für Profis betrieben.
Mit dem Begriff Kontor werden Gedankenketten in Gang gesetzt, die sich auf ein solides Halbwissen, Ahnen, Mutmaßen und Wohlmeinen stützen. Das in der stattlichen Immobilie verkörperte Kontor gilt als sichtbares Relikt aus der guten alten Zeit, als weltweite Logistik-Ströme dunkel im Hintergrund blieben und durch das örtliche, idealerweise hanseatisch wahrgenommene Handelswesen in Erscheinung traten und vom selbstverständlich ehrbaren Kaufmann repräsentiert wurden. Im Föhrer Teekantor laufen die Dinge wohl noch immer so verlässlich zusammen wie wir es seit dem 17. Jahrhundert gewohnt sind. Im Kontor wird alles aufs Genaueste und Seriöseste verwaltet. Der Tee trifft direkt aus Übersee ein, wo immer das liegen mag. Heutzutage vielleicht nicht mehr mit Segelschiffen, soviel Modernität sei erlaubt. Die Ware wird geprüft, klassifiziert, verpackt, zu ausgewogenen und fairen Preisen kalkuliert und guten Kunden zum Kauf angeboten. Bei all diesen Schritten wird äußerste Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit angewendet, sodass der Teehandel ein nahezu amtlich vollzogener und verlässlicher Vorgang ist.
All diese Qualitätsimplikate schwingen in dem Begriff Kontor mit – wer wäre da so gemein, nur von einer Geschäftsidee zu sprechen ?