Skip to main content

Heute ist eine Sendung angekommen, denn neulich hatte ich etwas bestellt – online, und zwar hier : 深圳市乐其网络科技有限公司, über deren deutschsprachige Homepage. Zuvor war ich einem Influencer auf den Leim gegangen, der dieses „Etwas“ zu einem Must-have hochstiliert hatte. Ich will es haben! war meine Reaktion.

2 Stunden nach Bestellung bekam ich den Status zur Sendungsverfolgung – den Tracking Code des alteingesessenen US Carriers FedEx – früher Federal Express, was soviel heißt wie Bundesausdruck. Vielleicht darf man das auch nicht wörtlich übersetzen, und Express geht bedeutungstechnisch eher in Richtung schnell. Beispiel: Wenn in englischsprachigen Pop Songs früheren Datums von Baby die Rede war, bedeutete das zwangsläufig auch nicht Säugling. Sorry, ich schweife mal wieder ab.

In zwei Tagen war die Sendung ohne Zwischenimporteur oder deutschem Vertriebsstützpunkt direkt von Shenzen CN (ein Vorort von Hongkong, ca. 17 Millionen Einwohner) auf dem Weg zu mir in Hannover zwischengelandet. Ein weiterer Tag verging für den Transport von Hannover nach Bielefeld. Von Bielefeld bis Paderborn waren 4 Tage veranschlagt, und ich freue mich, dass die Ware bereits nach drei Tagen, also heute, bei mir angekommen ist. Vermutlich wurde für die Strecke zwischen Shenzen und Paderborn nicht die historische Seidenstraße gewählt, auf der der Asienhandel jahrhundertelang unterwegs war. Angeblich gibt es ja eine neue Seidenstraße, die per Eisenbahn von China exakt bis nach Duisburg führt. Wo die Linie genau verläuft – das konnte ich trotz intensiver Recherchen noch nicht ermitteln.

Vor vielen Jahren fragte ich eine der zahlreichen Katalog-Redakteurinnen im Dienste des Diözesanmuseums Paderborn, die ich in meiner freiberuflichen Karriere beim Museum kennengelernt hatte, gegen Ende ihrer Vertragszeit: „Na, Andrea, was willst du denn als nächstes machen?“ Sie antwortete, das sie bald auf der Seidenstraße wandern wollte. Ich dachte Holla, befürchtete Kulturschocks und stellte mir vor, wie sie mit einem Esel an der Leine, in dessen Packtaschen sich Teebeutel, Curry-Mischungen und natürlich Ballen von Seide befänden, monatelang furchtlos durch kalte, trostlose Himalaya-Schluchten klettert. Ernährt hätte sie sich auf der Tour ausschließlich von klarem Gebirgswasser und Yak-Käse.

Ach ja, was hatte ich überhaupt in China bestellt ? Irgendeinen Scheiß.