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Beobachtungen am Point of Sale

Café Röhren

By 20. November 2012No Comments

2007 · Paderborn. Wo Generationen von Gymnasiasten, Handels- und Berufsschülern das triste und längst in die Jahre gekommene kleinbürgerliche Ambiente dem öden Unterricht vorzogen, wo erfolglose Vertreter mit karierter Jacke und Hochwasserhose bei einer Tasse dünnen, sauren Kaffees über die nicht zustande gekommenen Abschlüsse rätselten, wo Omas und Täntkes mit Hut und Handtasche ihre kleine Rente für ein Stück Kuchen zu beachtlichen Preisen opferten, wo Fahrprüfungskandidaten kettenrauchend in Erwartung der „Fleppe“ zur Verfestigung der Gardinenschwärze beitrugen, da wähnte man sich in der Institution „Café Röhren“, Paderborn, Mühlenstraße 10, dem Epizentrum depressiver Gemütlichkeit.

Doch nichts bleibt wie es ist. Dem Café blieben Untergang, Leerstand oder gar Abriss erspart. Ohne die alten Traditionen zu verleugnen, wendet man sich jetzt auch anderen Zielgruppen zu. Geblieben ist die Adresse, ist der Name und die im 1950er-Jahre Stil an die Fassade geschwungene blaue Leuchtreklame. Dazu wurde umgebaut, renoviert, das gastronomische Liefer- und Leistungskonzept überarbeitet und ein neues Management eingesetzt. „Da kann man jetzt wieder hingehen“ wäre unfreundlich untertrieben – man muss wieder hingehen.

Live-Musik belebt in Zukunft regelmäßig das Geschäft. Zum Auftakt zieht sogar die Hochkultur ins Café Röhren ein: Zur Première spielt in nachbarschaftlicher Verbundenheit die Heavy Mantelband und bringt als Verstärkung und Garant für ein volles Haus den Schauspieler und Musiker Reiner Schöne mit.