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Der Desenberg am Südostrand der Warburger Börde ist ein Hinkucker, ein Fixpunkt, eine Landmarke. Anders ausgedrückt: Ein aufregender POI. Er hat angenehme Dimensionen: ca. 130 Meter über Umgebungsniveau, nicht zu langgezogen, sondern relativ rund und kompakt. Uns gefiel er schon immer.

Egal, ob man sich Warburg per Bahn, auf der A44 oder der B7 nähert, man hält Ausschau, ob man ihn entdeckt. Überhaupt nicht zu übersehen ist der Desenberg, wenn man von Norden oder Nordwesten kommt. Aus der Ferne – das sind in diesem Fall so 3 bis 12 Kilomenter, wirkt er wie ein stiller Beobachter, ein Aufpasser, der sich unauffällig aber aufmerksam im Hintergrund hält. Auf Rad- oder Autotouren wird man ihn so schnell nicht los. Näher kommen muss man dem Berg nicht, dann verliert er seinen Zauber. Nur einmal, im Juni 2005 waren wir oben auf der Burgruine und konnten den Fernblick genießen. Wobei der Mittel- und Nahblick noch faszinierender sind: Dössel, Daseburg, Rösebeck, und Warburg im Gegenlicht, jedenfalls am Nachmittag.

1986 machten wir in der Warburger Börde bzw. auf dem Weg dorthin mehrere Schwarzweiß-Fotos, zwei davon mit dem Motiv Desenberg. Lange Zeit hielten wir es für unmöglich, die exakte Position und Perspektive für ein neues Vergleichsfoto zu finden. Im Mai 2020 war es soweit. Bei sogenanntem besten Wetter (die Bördebauern sehen die ununterbrochene Trockenheit sicher sorgenvoller) und in der idealen Jahreszeit brauchten wir immerhin 4 Anläufe, bis es uns gelangt, die Bilder von 1986 nachzustellen. Bei jedem Besuch gewöhnten wir uns mehr an die Anwesenheit des Desenbergs, halten ihn auch nicht für besonders gefährdet, so dass man sich Zeit lassen kann. Der Fokus liegt inzwischen mehr auf dem Landschafts- und Kulturraum Börde.

Fotovergleich 1986 – 2020

In der Warburger Börde bei Schönthal zwischen Eissen und Natzungen mit Blick auf den Desenberg, Entfernung ca. 10 Km

Im Vordergrund (nur 1986) die Trasse der ehemaligen Bahnlinie Holzminden – Beverungen – Rimbeck.

Fotovergleich 1986 – 2020

In der Warburger Börde zwischen Körbecke und Rösenbeck mit Blick auf den Desenberg. Die Kirchturmspitze Rösebeck ragt vor der Bergkulisse hinter der Erhebung hervor. Entfernung ca. 6 Km. Der solitär stehende Baum existiert nicht mehr.

Impressionen Desenberg

Die Börde im Blick !

Wenn wir bisher schon vom Kreis Höxter – zurecht mit „Kulturland“ attributiert – als der Toscana Westfalens geschwärmt hatten, so bezog sich der Vergleich bisher auf den uns eher vertrauten nördlichen und mittleren Teil des Kreisgebietes mit seinen 10 Gemeinden, welche wiederum jeweils bis zu 10 Ortschaften umfassen:

  • Norden · Steinheim, Nieheim, Marienmünster, Höxter
  • Mitte · Bad Driburg, Willebadessen, Brakel, Beverungen
  • Süden · Borgentreich, Warburg

Der Begriff „Toscana“ ist ähnlich wie woanders die schönenden Vergleiche „Schweiz“ und „Venedig“ nicht wortwörtlich zu verstehen. Nach unserer neuerlichen Annäherung an die Börde finden wir die Deutung besonders für die ausgedehnten südlichen Gemeinden des Kreises mit ihren Metropolen Peckelsheim, Borgentreich und Warburg zutreffend. Zumindest könnte man sich hier, bei einiger Fantasie wie in der Pfalz fühlen. Doch bei kritischer Betrachtung fehlt dazu noch einiges, bzw. positiv formuliert, hat die Börde noch unterentwickeltes Potenzial.

Pluspunkte pro Börde**

  • Freundliches, offenes, gepflegtes Landschaftsbild mit befreiender Weite
  • intakt wirkende, kompakte Dörfer ohne Zersiedlungsstrukturen
  • in sich ruhende satte Ausstrahlung ohne sichtbare Fluchttendenz oder zersetzend prekäre Phänomene
  • keine Strukturschäden durch touristische Überstrapazierung
  • geradezu südliches Flair in Warburg

Börde-Entwicklungsperspektiven

  • Bodenständige und gehobene gastronomische Verdichtung
  • Kultivierter Anziehungsraum als Kontrast zu den wilden und einsamen Gebiete Nordhessens
  • Umsetzung der Bahntrassen-Radwegpläne Scherfede-Dahlhausen auf der stillgelegten Bahnstrecke, deren Bahn-Reaktivierung selbst für große Enthusiasten nicht realistisch scheint.
  • Aber vor allem: Etablierung als Weinbaugebiet mit der eleganten Lagenbezeichnung Desenberg ! (Nicht Börde) Dazu nun mehr:

Weinbaugebiet Desenberg – das hört sich zunächst utopisch an. Selbstverständlich sind nicht die unmittelbaren Hänge des Berges gemeint, sondern die Großlage. Wenn man bedenkt, dass auch an der Unstrut in Sachsen-Anhalt und sogar auf der Nordseeinsel Föhr Wein produziert wird, kann man sich vorstellen, dass die sanft gewellte Börde bei Terroir und Klima gute Voraaussetzungen bietet und stellenweise einen ähnlichen Look annehmen könnte, wie Rheinhessen zwischen Mainz und Alzey. Zudem könnte die geringer werdende Zuckerrüben-Ausrichtung kompensiert werden. Einige der repräsentativen Gutshöfe um den Desenberg gäben sicher ein glaubwürdiges „Chateau“ her. Geeigneter schonender Tourismus entwickelt sich parallel.

** Die Einschätzungen sind weder belegt durch Studien, Untersuchungen oder ähnliches, sondern subjektiv getroffen.

Impressionen Warburger Börde