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Unterwegs

2012 – Bergen, Noord Holland

By 22. Juli 2012No Comments
Der Zweit-Urlaub im Juli

Prolog
Wie es dazu kam, ist im Prolog von 2012, Berlin exakt beschrieben. Da Berlin schon im Vorfeld wenig erholsam zu werden versprach, buchten wir im Anschluss noch eine Woche  Bergen/Noord Holland dran – mit Hilfe der Paderborner Bergen-Spezialistin, unserer Freundin Magdalene, der hiermit Grüße und Dank ausgesprochen seien. Wir waren hier schon mal, irgendwann im November. Welches Jahr, lässt sich kaum sagen. Zwischen 1986 und 1992. Wir sind damals wohl mit anderer Wahrnehmung gereist, denn an die Merkmale, die Bergen auf einmal so angenehm erscheinen lassen, haben wir keine Erinnerung. Mehr noch: Wir hatten kein Verständnis dafür, dass andere davon schwärmten. Zum Glück emfing uns der Ort bei schönstem Wetter und optimaler Quicklebendigkeit. Eine Ansammlung von kleinen und großen äußerst individuellen Villen mit reichlich Grün. In der Mitte ein kleines Zentrum mit Läden und Restaurants. Tourismus, aber erträglich.

Samstag, 21. Juli 2012

Für die Hinfahrt wählten wir die Nordroute: Bielefeld, Laggenbeck, Rheine, Enschede, Amsterdam. Zwei Versuche, auf einer Raststätte an einen Coffee-to-go zu kommen, scheiterten zur Hälfte an unserer Doofheit und zur Hälfte an der unnötig komplizierten Verkehrsführung auf zwei Rastplätzen, die man im labyrinthischen Sinne durchquerte und die keine Wahl- und Wendemöglichkeiten boten. Um 15.00 Uhr trafen wir bei Liane ein, die uns professionell abfertigte. In der geschäftigen Eile vergaßen wir das Gastgeschenk zu überreichen, aber das war nicht schlimm. Liane war weniger vom Typ Omma, sondern die „reifere“ Blondine der Holländischen Stilrichtung.

Das Haus war trotz Vorkenntnis einiger Abbildungen im Netz eine echte Überraschung. Am Ende einer Stichstraße gelegen, mit eingefasstem Hof hinter einem Tor. Zwei Treppen führen nach oben, eine davon in einen verbotenen Bereich, bezeichnet als „prive“. Es ist alles etwas verwinkelt, mit kleinen Zwischentreppen, ähnlich wie 2008 das Haus im Sluis. Aber besser in Schuss und stilsicherer eingerichtet. Die Eigentümer, Familie Jacobs, sind offensichtlich kunstsinnige Leute und entweder echte Buddhisten (Zweifel!) oder schwimmen dekomäßig auf einer Buddha-Welle mit. In allen Räumen und Ecken, auch im Hof, findet man Kleinplastiken, Kunst, Bilder, Buddha-Figuren und liebevoll zusammengesuchten Trödel. Überladen oder deplaziert wirkt es jedoch nicht, eher anregend. Die Ausstattung ergab auf Anhieb einen eigenen Ordner in der Fotosammlung.

Unsere erste Amtshandlung nach Bezug war eine Erkundungstour durch den Ort mit Einkauf bei Albert Heijn. Nach einer kleinen Kaffeepause radelten wir nach Bergen aan Zee und staunten schon mal über die vielen Luxusvillen entlang Hoflaan und Eeuwige Laan. Am Meer gingen wir an der Wasserkante ca. 2 km nach Süden und in Dünenkantennähe zurück. Direkt am Aufstieg zum Parkplatz in der ersten Strandbar tranken wir zum Abschluss des gelungenen Anreisetags ein Amstel. Zu Hause gab es Salat, Holländisches Wattebrot und ein Grolsch, was dem deutschen Biergeschmack etwas näher kommt. Später kümmerten wir uns noch etwas um den Compi, lasen, kauften eine Landkarte für das iPhone und fielen vor Müdigkeit um.

Sonntag, 22. Juli 2012

Strahlend blauer Himmel, aber nicht heiß. Wir drehten eine Runde durch Bergen und fotografierten unter Protest der Mutter das Hotel Marijke, welches sich von einer kleinen familiengeführten Hotelvilla mit weiß-blauen, extrem einladend wirkenden Markisen zu einem mehrere Hektar großen Hotelkomplex entwickelt hat, im Mittelpunkt noch immer die Villa mit den Markisen, in der man als normal zahlender Durchschnittsgast wohl kaum mit einem Zimmer rechnen dürfte. Die Mutter findet solche Aktionen plump, distanz- und respektlos. Wir meinen: Die Betroffenen merken das gar nicht. Daheim gab es Pellkartoffeln mit Salat und Pesto. Grünes normales Pesto und rotes scharfes. Dann eine Mittagsruhe mit Lesen und Dösen. Später eine Radtour nach Egmont aan Zee, hin und zurück 21 km. Egmont ist als Gesamterscheinung „nicht der pralle Sack der Zwerge“ (wie Ralf B. gesagt hätte), aber das überraschte uns nicht, denn solche Ausnahmeorte wie Bergen können nicht die Regel sein. Wir waren mal wieder so platt, dass nichts mehr ging, noch nicht mal Schreiben.

Montag, 23. Juli 2012

Den ganzen Tag wolkenlos, aber nicht heiß. Das liegt daran, dass trotz mancher Indizien Noord Holland eben nicht zum tiefen tiefen Süden zählt, was uns immer wieder betroffen macht und einen Stich einer gemischten Gefühlslage aus Heim- und Fernweh versetzt. Wenn Bergen nur 200 km südlicher läge, wäre schon viel gewonnen. Nach den rituellen Handlungen daheim war zunächst eine Strandtour mit Wasserberührung, Liegen Dösen Lesen angesagt. Die Radstrecke durch den Wald nach Bergen aan Zee war nicht leerer als am Wochenende und erforderte die volle Konzentration bei Langsamfahrt und ständiges Geradeaus-Schauen, ohne ins Sinnieren kommen zu dürfen oder gar die extravaganten Villen rechts und links zu bewundern. Es wehte ein beständiger kühler Wind, und der Strand-Aufenthalt konnte nach einer Stunde abgebrochen werden. Nach Rückkehr stellten wir die Fahrräder zu Hause ab und wanderten noch mal zu Fuß in die Stadt, um den Heißhunger auf Pommes zu stillen, eine Pflichtaufgabe jeden Holland-Aufenthalts, die es abzuarbeiten gilt. Zwei kleine Frietjes, a) mit Curry-Ketchup und b) mit Saté-Saus mundeten überraschend gut, obwohl die Bude eher nach Bahnhofsviertel aussah, nun gut, sie lag an der zentralen Bushaltestelle. Dann noch bei xxx eine Cola/ein Bier. Während wir da saßen und nachdachten, kam die Frage auf, was wohl unsere befreundete Bergen-Expertenfamilie hier schon alles angestellt haben mochte. Was taten sie hier, mal abgesehen von Kaffeetrinken und dem Besuch von Schuhgeschäften und Apotheken? Nach einem sehr ausgedehnten Lesestündchen rafften wir uns gegen 16.30 Uhr (mal wieder reichlich spät) auf zu einer spontanen Radtour nach Alkmaar, und zwar nach Plan über die amtlichen Fiets Knooppunten 6 + 7. 17.30 Uhr Ankunft – die Geschäftswelt leitete das pünktliche Schließen ein. Der Alkmaarer Ureinwohnen schien das sonnige Wetter als ungewöhnlich aber hochwillkommen einzuschätzen, denn viele saßen auf dem Bürgersteig vor ihrem Haus in der Sonne, sie lasen, tranken Bier oder hatten eine komplette warme Mahlzeit auf den Knien (Nudeln mit holländischen dicken Bohnen). Im Zickzack-Kurs verschafften wir uns einen schnellen und nahezu umfassenden Überblick über die gesamte Altstadt und waren nach einer Stunde durch, ohne irgendwo was gekauft zu haben oder eingekehrt zu sein. Vieles erinnerte uns an manches. Fasziniert waren wir von einer engen schmalen Gasse, in der die Hauswände rechts uns links mit unzähligen Kaugummis vollgeklebt waren. Social Media Art! Nach ein paar Umwegen wieder zu Hause, besorgten wir noch schnell von Albert Heijn ein Glas Holländische dicke Bohnen. Was die können, können wir auch. Der Sonnenuntergang musste leider ohne uns stattfinden.

Dienstag, 24. Juli 2012

Wetter unverändert: blauer Himmel, warm. Einziger Tagesordnungspunkt: Eine Radtour Hoorn, Medemblik, Enkhuizen, Hoorn. Um es nicht zu überziehen, beschlossen wir, 5 km nörlich von Hoorn zu starten, eine Siedlung namens Wognum. Wir fuhren mit dem Auto bis Nibbixwoud Bahnhof und radelten durch die immer wieder als idyllisch bis niedlich empfundene Nordholländische Landschaft. Die erste Pause legten wir schon nach 2 km ein, weil sich am Straßenrand ein echter „Warme Bakker“ auftat, der zwar keine der erhofften Kersflappen zu bieten hatte, aber immerhin eine Appelflappe. So langsam müssen wir lernen, nicht immer wieder auf diese Zimt- und Rosinenbomben reinzufallen. Holländer sind, in Bezug auf Kuchen, nun mal notorisch zimtsüchtig.  Mit vielen Fotopausen, d.h. an den Epizentren der Idyllik, gelangten wir nach Medemblik, von dem wir uns einiges versprochen hatten. Die Citymeile mit den Läden und Kneipen war es jedoch nicht. Dort baute grade ein Rummel auf, und wir waren dankbar, dass er noch nicht im vollem Gange war. Als Mittelpunkt empfanden wir die Zugbrücke mit 4 Cafés rundrum. Wir kehrten nicht ein, wäre noch zu früh (nicht auf die Uhrzeit, sondern auf die Tourleistung bezogen) gewesen. Bei einer Brückenöffnungszeit fuhr ein Boot durch mit einer braungebrannten Alt’schen als Gallionsfigur. Solche Motive lockern die vielen Grün-, Stadt- und Architekturfotos etwas auf. Nun folgte der schönste Abschnitt: Immer auf dem Deich entlang bis Enkhuizen. Wegen vorgelagerter Kleinpolder, Hafengebiete, Recreatie-Zentren oder Schilfgürteln herrschte nicht überall gleichmäßig Ijsselmeer-Blick, aber dennoch ausreichend davon. Es war so heiß, dass wir glühten. Leider glühen wir schnell, schon bei über 25° kann es eintreten. Andererseits glitzerte das Meer schön hell, es war fast windstill, unzählige Segelboote waren zu sehen und der Gesamteindruck nordisch-mediterran. Enkhuizen machte einen ganz anderen Eindruck als bei unserem ersten, zur Zeit nicht datierbaren Besuch vor zig Jahren im November. Damals nahmen wir das typische „Leben am Wasser“ gar nicht wahr, sondern zogen durch die menschenleere Fußgängerzone und kehrten im Turm ein. Enkhuizen war eine Geisterstadt. Heute jedoch das glatte Gegenteil. Nun war es Zeit für eine eiskalte Cola. Wir entschieden uns für eine vom Mainstream-Trubel etwas abgelegene Kneipe, die sich erst beim Bezahlen (drinnen) als Top-Fisch-Pommesbude rausstellte, und zwar gar keine schlechte, wo sie verständnislos hinnehmen mussten, dass wir ihre Fischspezialitäten nicht haben wollten. Wir waren jedoch paralysiert von den lautstarken Tischnachbarn (Deutsche), die nur Mist redeten. Später tat es uns leid. Bei einem Abstecher zum Bahnhof entdeckten wir einen weiteren, leider überlaufenen und hektischen Fisch-Imbiss, und dort gönnten wir uns dann noch zu zweit eine Portion Kibbeling mit Frietjes, dieses bereits im voraus bereuend. Unser unübertroffen teuerstes Essen-gehen des ganzen Urlaubs. Eigentlich hatten wir der Mutter versprochen, zum Abschluss in Hoorn zu flanieren, zu promenieren und zu bummeln. 2010 hatte sie dort 2 Kleider als absolute Schnäppchen gekauft und war seitdem von Hoorn besonders angetan. Andererseits befand sich das Auto aber in Wognum. Also führte die letzte Etappe wieder nach Wognum. Immer geradeaus, wie in einem Google Streetview-strip, durch Bovenkasperl und Hoogkasperl. Die errechnete Kilometerzahl wich von der gefühlten erheblich ab: harte, ehrliche 60. Mehr nicht. Vielleicht sollten wir mal ausprobieren, ob wir ohne Foto-Stops schneller voran kommen. Die Abendmahlzeit bestand aus Reis, grüne und rote Paprika mit Curry-Huhn. Dazu eine Viertelflasche Grolsch.

Mittwoch, 25. Juli 2012

An diesem Tag wurde uns klar, dass das Netzteil des Macs nicht mehr nachlud und wir nur auf der schwächer und schwächer werdenden Batterie schreiben konnten. Für den Notfall wollten wir die Batterie schonen und beschlossen, das Tagebuch zu beenden und später aus der Erinnerung zu schreiben – was hiermit geschieht, ab 31. August genau genommen. Wir stellten noch fest, dass der nächste Mac Store in Haarlem direkt neben Brinkmann’s am Markt ist, aber 79,00 € für ein doofes Netzteil, wo wir doch neulich eins für ein Fujitsu Notebook bei Ebay für 4,40 ersteigert hatten – das ginge zu weit. Dann lieber warten, bis Gelegenheit besteht, ein China-Direktimport zu ergattern. (Update: Es war gar nicht das Netzteil, sondern die schwabbelige Konstallation von Steckdose und Stecker.

Wir fuhren mit dem Auto bis Beverwijk, fanden mit etwas Suchen einen Parkplatz und staunten erstmal über das unglaublich klare Licht des tiefen Südens. Mit der Fähre ging es über das Ij nach Velsen. Die Hinfahrt und glorreiche Einfahrt am sanierten Spaarne-Ufer-Gebiet behalten wir in guter Erinnerung. Die Ruine van Brederode war eine Überraschung am Wegesrand. Das Gelände erinnerte an Moyland. Haarlem enttäuschte nicht. Wir parkten am Schnittpunkt von Spaarne und City und tummelten uns kreuz und quer durch die Straßen und Gassen – mal erinnernd, mal Neues erkennend. In unserem Hotel von 19xx hatte man unten ein Douwe Egberts Flagship Store eingerichtet, wo wir zwei Tassen kauften. Das Frans Hals Museum war uns auf einmal zu teuer, gemessen daran, dass wir schon unzählige Male drin waren und dort keine echten Überraschungen mehr zu erwarten waren. In der „Lange Begijnestraat“ kehrten wir ein: Ein Bier, Oliven, Erdnüsse. Für unsere Verhältnisse ein üppiges, luxuriöses Mahl. Zurück ging es auf dem gleichen Weg, da keine den Verhältnissen entsprechenden Weg-Alternativen erkennbar waren.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Was war an diesem Tag ? Die Erinnerung hat ein Gap. Vermutlich waren wir am Strand, am Haus, im Dorf. Einkaufen ? Kochen ? Essen ? Lesen ?

Freitag, 27. Juli 2012

Das Wetter fing erstmals an zu mickern. Wir erledigten in Ruhe am Vormittag die obligatorischen Einkäufe (Enubu, Kä, Koffie, Pesto und Rabiata, und Rolf hatte Tabak bestellt, der aber so exotisch war, dass wir nur sowas vermeintlich ähnliches auftreiben konnten. Später erfuhren wir, dass es genau das gewünschte Kraut war. Am Nachmittag sprach nichts gegen die insgeheim von vornherein vorgesehene Fahrt nach Den Helder, aber nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Auto, und das war auch gut so. Die Strecke war flach, mit Kanälen, mit Kühen, aber irgendwie unholländisch – oder unsere Wahrnehmung war verdreht. Den Helder taugte gar nix. Erster Eindruck: Der Ort war hässlich. Noch glaubten wir, dass es bald besser werden würde. Ein mehrere Hektar großes, saniertes Areal am Hafen war auf seine Art so öde wie die Übergangs- und Hafenzone nach Texel. Wir streiften eine Weile lustlos dahin, kehrten nirgendwo ein und verschwanden wieder Richtung Bergen, mit einem kurzen, fröstelnd frischen Zwischenstopp in Petten. Brrr.

Samstag, 28. Juli 2012

Das Packen und Putzen fiel und schwer, obwohl wir eine Endreinigung gebucht hatten. Lian van Heeze kam wunschgemäß etwas eher, so dass wir pünktlich um 10.00 Uhr on the Road waren. Wir nahmen, was völlig untypisch ist, den gleichen Weg wie beim Kommen, aber wir hatten es eilig – Libori stand an. Leider schafften wir es nicht mehr pünktlich zur Aussetzung, aber zu einem Bummel mit Bier und Würstchen allemal.