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Unterwegs

2012 – Beckerwitz bei Wismar

By 3. März 2012No Comments
Sicht auf die Jugendherberge

Prolog

Da die Mutter, von langer Hand geplant, am Samstag noch eine Chorprobe hatte, konnte der Urlaub erst am Sonntag starten, und das war auch gut so, und doch wurde die lange To-do-Liste nicht vollständig abgearbeitet. Aber war’s drum. Am Sonntag starteten wir nach Einkauf eines belegten Brötchens und Postgang um 8.55 Uhr, kamen auf ungewohnt leerer Autobahn mit selbstauferlegtem Limit 120 gut voran, kauften hinter Hamburg eine Itte, eine Wams und einen Coffee-to-go und erreichten das Zielgebiet zur vorausberechneten Zeit. Das Wetter wurde unterwegs immer superer. Kurz nach Verlassen der Autobahn vermochte in Grevesmühlen (englisch: Greeves Mill) allein eine nette Straßenkreuzung die Begeisterung für noch Kommendes anzufachen. In Klütz hatten sie zum Wochenende den Dreck der unbefestigten Bürgersteig-Bankette geharkt, ein Indiz extremer baltisch-skandinavischer Ordentlichkeit. Zum ersten Mal bemerkten wir dieses Phänomen 1980 auf Bornholm. Boltenhagen wurde angesteuert, um in der Agentur die Hausschlüssel zu übernehmen. Der Ort zeigte sich auf den ersten Blick in bester „Sonntags-am-Meer“-Manier mit Parkplatzsuchverkehr und viel Auftrieb.

Sonntag, 26. Februar 2011

Wie im Prolog beschrieben, verlief die Hinfahrt ohne jede Bemerkenswertesse. Wir übernahmen das Haus um 13.30 und zogen ein. Viel zu meckern gab es nicht. Dass wir völlig offline dastanden, wussten wir vorher. Für 2012 schon anachronistisch, aber man soll ja immer mal entschleunigen. Nach dem Auspacken machten wir uns wegen des frühlingshaften, wolkenlosen Wetters sofort auf den Weg, um die Landspitze nördlich des Golfplatzes Hohen Wieschendorf zu umrunden. 8 Km hörten sich nur 3 km länger an als rund um den Padersee, und den schaffen wir immer in gut 50 Minuten. Vorausberechnete Zeit als 1 Stunde 10. Was wir nicht ahnen konnten, war, dass es sich um unwegsames Strand- und Steilküstengelände handelte. Die lehmige Steilkante hatte an vielen Stellen Abrüche, und auf langen Abschnitten vermischte sich  lehmig-matschiges Geröll mit groben Granitbrocken, die schon in der Steinzeit da lagen. Dazu gesellte sich von Südwest ein kalter Ostwind. Die Sonne blendete, all das sind typische Küstenreize, die einen vorzeitig groggy machen. Die Frisur fettet schnell durch. Die Ostseite war schattiger, bot aber andere Ausblicke, z.B. nach Poel rüber oder nach Wendorf, was mit dem Fernrohr, ja wir hatten ein Fernrohr dabei, zu erkennen war. Die Marina Hohen Wieschendorf ist eine nie zu Ende gebaute Investitions-Geisterlandschaft. Mehrere zig Häuser, alle gleichermaßen öde und unattraktiv in einem Zustand des wegen Unbewohntheit schon einsetzenden Verfalls. Am Wasser auf einer breiten Mole stehen drei Gebäude, in denen man von weitem Läden, Serviceeinrichtungen und Restaurants vermuten würde, die sich von nahe betrachtet aber ebenso nutzlos wie unfertig erwiesen. Ein wahrer Jammer. Müde schleppten wir uns heim, tranken Kaffee mit Kuchen, lasen und bereiteten frühzeitig den Abend vor.

Montag, 27. Februar 2012

Ein erster hoffnungsvoller Gang die Dorfstraße hinunter brachte die Erkenntnis, dass die im Ort versprochene Einkaufsmöglichkeit gerade diese Woche geschlossen hatte. Auf dem Rückweg, kurz vor Heimkehr, trat die Nachbarin zur Tür raus und wir fragten sie „Entschuldigung, wissen Sie, wo man hier Brötchen kaufen kann?“ Die Frage ging im Hundegebell unter und ich musste sie wiederholen. Die Antwort der Omma war „Nein.“ Klar, woher sollte die Omma das wissen, schließlich wohnt sie hier erst seit Ewigkeiten. Dann kam der dazu passende Mann auf den Plan. Wieder fragte ich „Entschuldigung, wissen Sie, wo man hier Brötchen kaufen kann?“ Die Frage wurde abermals vom Hundegebell übertont, und mir war klar, dass auch der Mann kein Kenner der örtlichen Einzelhandelsszene sein konnte. Seine Antwort lautete: „Der Konsum ist zu“. Vermutlich 1990 nach Ende der DDR geschlossen, und danach lohnte es sich nicht mehr, sich neu zu orientieren. Oder er meinte, was wir selbst schon festgestellt hatten, nämlich, dass die nach westlicher Mundart „Tante-Emma-Laden“ zu nennende Verkaufs-Baracke mit bröselig-vermoostem  Beton-Vorplatz diese Woche geschlossen hatte. Er sprach es aus wie „Konnsumm“. Es mussten aber Brötchen her, und wir fuhren mit dem Auto einfach los, Richtung Wismar, über Gramkow und Proseken, bis wir an einer Kreuzung in Gägelow eine HEM-Tankstelle (ja, so etwas gibt es) fanden – die nicht einfach schnöde und gesichtslos bzw. gewerbegebietsbreiartig am Straßenrand angesiedelt war, just wie links rum ein öder Renault-Händler, sondern in einer leicht linkskurvig bergansteigenden Pappel-Allee wie auf einem stimmungsvollen niederländischen Genrebild um 1670 eine prachtvolle Szenerie ergab. Die Brötchen bestanden erwartungsgemäß nur aus Guakernmehl-Aufbackmasse. Nun gilt es noch, das Hohelied auf die Ostseezeitung zu singen, die wie immer prallvoll mit brauchbaren, auch für den Fremden nachvollziehbaren Nachrichten über das Auf und Ab der Entwicklung im Mecklenburg-Vorpommerschen Norden ohne nervig hervorgehobene Vereinsmeiereithemen informiert, sondern kommunales, regionales und allgemeines mischt, immer mit einem deutlichen Stich Maritimik, einfach Klasse. Das Wetter war nur nasskalt, und es war gut, das wir gestern schon fotografiert hatten, was zu fotografieren war. Nächster Tagesordnungspunkt: Wismar. Wir verfuhren uns sofort und gerieten statt von Nordwesten von Süden in die Stadt, was sich im Nachhinein als zweifacher Glücksfall herausstellte: Erstens ein umsonstener Parkplatz vor der Volkshochschule, und zweitens kamen wir auf unserer Wanderung zur Exploration der Stadt als erstes an der vorbildlich aus einem ursprünglich schwedischen Zeughaus aus dem 17. Jahrhundert zu einer stilvoll umgebauten Stadtbibliothek vorbei, wo wir eintraten und uns auf drei Etagen umtaten. Gute Architektur wirkt bei uns immer inspirierend und beflügelnd. Alsdannsobald wanderten wir die Westseite des alten Hafenbeckens entlang, wo in den letzten Jahren ein paar Bürogebäude im solide-fantasielosen Hamburger Stil entstanden waren. Man schaute drinnen auf ratternde Textilmaschinen, die irgendwas strickten, webten, nähten (Visiotex ?) und auf Leute in schwarzen Business-Klamotten, die ein Meeting abhielten. Zwei von Ihnen hatten sie zum Rauchen vor die Tür geschickt. Das Wetter trübte die Fotogenität des gesamten Areals ziemlich ein. Man müsste wohl noch mal bei besserer Gelegenheit wiederkommen.

Von hinten stiegen wir in die Altstadt hinauf und kamen an vielen kleinen Krimskrams- und Gedönsläden vorbei, die alle auf Erbauungstouristen hofften, denen St. Nikolai und die hier und da hervorscheinende Gotik so gut gefiele, dass das Geld einigermaßen locker säße. Am Markt blieb „essen gehen“ nur eine Überlegung. In der Tourist Information kauften wir eine Wanderkarte, auf der leider ein Großteil unseres Zielgebietes nicht vorkommt. Der östliche Teil (Wismar, Poel) kommt auf der Karte vor, die wir zu Hause gelassen hatten und die wir nicht doppelt kaufen mochten. Nun ging es weiter zu St. Georgen, wo sie keinen Eintritt kassierten und man sich umsonst von den riesigen Dimensionen des Raumes überwältigen lassen kann. Leider etwa kalt zu dieser Jahreszeit. Schnell waren wir wieder beim Auto und fuhren zum Hafen, wo wir in einem Fisch-Schnellimbiss zu Mittag einkehrten. Schulnote: 3- bis 4-. Remulade war eher Aioli, die drei Matjes verschwanden unter einer roten, süßen, völlig verzwiebelten Tunke, garniert mit einem Berg Zwiebeln. Da war der Zwiko (Zwiebelkoller) vorprogrammiert. Das hinderte uns aber nicht, anschließend gleich nebenan auf einem Räucherkutter noch etwas Räucherhering für den Abend zu kaufen.

Nach diesem verfröstelt-verzwiebelten Hauptprogramm fiel ein gemütlicher Nachmittag daheim am kalten Kamin mit Blick in den nicht stattfindenden Sonnenuntergang nicht schwer.

Dienstag, 28. Februar

Sehr nasskalt, trübe und nieselig, so schlimm, dass es schon wieder gut war und sich zum fotografieren eignete. Und zwar unverzüglich, auf dem Weg zum Brötchen-/Ostseezeitung-holen. Wir fotografierten die HEM-Tankstelle, das Alleebild der Hauptstraße Wismar-Klütz und die einsamen Abzweigungen nach Neu Jassewitz und Alt Jassewitz und kamen uns vor in den mittleren Jahren der DDR zwischen zwei Fünfjahresplänen. Nach ausgedehntem Genuss der heimischen Gemütlichkeit folgte der Hauptspaziergang des Tages auf der Rundstrecke: Alte Lehmkuhle, „Ausbau Beckerwitz“ (so heißt das) an Kopfweiden und nassen Kölken vorbei. An der Jugendherberge im 1920er Stil der Jugendbewegung bzw. der Naturfreunde-Optik stellten wir fest, dass die in der Presse mehrfach angekündigte Einrichtung eines Baumhaus-Hotels noch nicht von der Stelle gekommen war, nur ein paar Brocken Material lagen rum. Die Jugendherberge wollte am 1. März wieder öffnen, wir würden das überprüfen, und sie mussten sich verdammt beeilen. Wir bogen ab zum Strand, wo wir wieder auf Granit-Geröll auf weichem Lehm trafen, was ein ungewohntes Trittgefühl bescherte. Der Campingplatz am Beginn des großen Strandes Wohlenberger Wiek machte einen verlassenen und dauerhaft unattraktiven Eindruck. Wir dachten an Tante Ulla. Nun ging es hügelan am Feldrand entlang (war auf der Karte als Weg eingezeichnet, aber nicht so ausgebaut) Richtung Hohenkirchen. Dorf wäre zuviel gesagt. Eine ländliche Siedlung auf dem Hügel mit einer Kirche aus dem 16. Jahrhundert und diese für protestantische Verhältnisse mit recht frommem Innenleben.  Nun ging es bergab über Gramkow zurück in unser Beckerwitz. Nach kurzem Verschnaufen und Mittagessen (Fenchel mit Reis) brachen wir mit dem Auto auf nach Boltenhagen. Boltenhagen an einem nieselig-trüben Februar-Dienstag verdient einfach nur die Schulnote 4 bis 5. Wir kehrten nirgendwo ein, sondern schleppten uns wieder zum Auto, dass wir reichlich außerhalb, dafür umsonst geparkt hatten. Letzte Auswärtsstation für diesen Tag: Weiße Wiek, eine touristische Großanlage am Ostufer eines Naturschutzgebietes östlich von Boltenhagen. Riesig groß, eintönig öde und bis auf ein paar Lichter im mittleren Zentralgebäude völlig unbewohnt. Anscheinend eine gigantische Fehlinvestition, man wird sehen, wir recherchieren das noch. Den Abend ab 18.00 Uhr verbrachten wir daheim.

Mittwoch, 29. Februar 2012

Das Brötchenholen vollzog sich heute schneller, weil es unterwegs nichts mehr zu fotografieren gab. Das Industrie-Croissant bei Marktkauf war überraschend essbar. Wir unternahmen einen ausgedehnten Strandspaziergang am Wohlenberer Wiek entlang. Manche zogen die Schuhe aus und probierten die Wassertemperatur. Nach 30 ungewohnten Sekunden tat es so weh, dass die Wanderung an Land fortgesetzt werden musste. Von Wohlenberg fanden wir nicht sofort den Durchstieg nach Wohlenhagen, und so erledigten wir den Rückweg wieder auf dem gleichen Weg am Strand entlang.

Der späte Nachmittag war zu früh, um ihn in einen formlosen Abend übergehen zu lassen und so brachen wir mal wieder auf: Wismar. Zunächst das Hochhaus im sozialistischen Stil in Wendorf. Dort parkten wir auf dem Platz. Die Mutter stattete einen Besuch bei „Markant“ ab und wir fotografierten das Hochhaus. Nebenbei entdeckten wir das ebenfalls sozialistische Restaurant „Zur Linde“, welches wir hoffnungschöpfend spontan in den Kreis der Lieblingsrestaurants aufnahmen. Ein Abstecher zum 2 km entfernten Ufer brachte nur die Erkenntnis, dass die Diesigkeit in Nebel umschlug. Weiter nach Wismar City. Wir wollten schauen, ob sich Dämmerungsmotive ergaben und welches die dortigen Lieblingsretaurants werden würden. Infrage kam evtl. das „Reuter“ am Markt, während das Steigenberger-Hamburg in der gleichen Häuserreihe weiter links, wo wir 2000 eingekehrt waren, wohl auf dem absteigenden Ast ist. Der „Alte Schwede“ ist uns sehr der amtlich-gültig empfohlene Touristen-Magnet, quasi das Hofbräuhaus Wismars. Als es vollständig dunkel war, kurvten wir noch eine Runde durch den alten Hafen. Fotografieren war aber mit der kleinen Canon trotz 400 ISO kaum möglich. Der Abend verlief gewohnt ruhig.

Donnerstag, 1. März 2012

Bei der morgendlichen Beschaffung von Brötchen und Ostseezeitung gingen wir neue Wege und probieren das MEZ an der Kreuzung in Gägelow aus und siehe da. Kürzere Anfahrt, bessere Brötchen, direkteres Parken. Haupt-Vorhaben des Tages: Fahrt nach Rostock. Wir erreichten Rostock ohne Vorkommnisse über die Autobahn. Erst kurz vor dem Ziel Strandstraße am alten Hafen verfuhren wir uns und landeten in einer Tiefgarage an der Langen Straße, die mit ihrer flankierenden Bebauung im repräsentativen hanseatisch-sozialistischen Stil und ihrer Aufmarsch-Breite das Pendant zur Karl-Marx-Allee in Berlin darstellt. Als erstes strebten wir St. Marien an, eine für sozialistisch-protestantische Verhältnisse üppig ausgestattete Nicht-Kathedrale. Vor der astronomischen Uhr hielten wir uns auf, bis wir völlig durchgefroren waren. Nun war uns nach einem Kaffee. Das Kneipenviertel runter zur Warnow war leider nur imaginär. Auch ein paar zu Schickimicki-Business umgebaute Speicher hatten außer Ihrer zugigen Umgebung nichts zu bieten. Überhaupt scheint uns Rostock irgendwie das Magdeburg des Nordens zu sein – Alles etwas zu groß, zu kahl, zu unwirtlich. Vielleich lag das auch an der Jahreszeit oder dem zu kalten Wetter. Immerhin kam etwas die Sonne durch. In der Altstadt lag am Wegesrand eine Kneipe namens alte Likörfabrik, gut gefüllt. Spontan ließen wir uns hier zu Mittagessen nieder. Der Fraß kam aber über Kantinen-Niveau nicht hinaus. Die Mutter hatte es besonders übel erwischt: Eine sogenannte Tomatensuppe war sehr fest – also eher Tomatensuppenbrei, serviert ohne jedes Zuviel an Deko, Beilagen oder Nettigkeit in einem Glasnapf. Der Doktor hatte das Tagesmenü gewählt, das hier nicht näher beschrieben sein soll. Das nächste Ziel hieß Warnemünde. Wir parkten vorne am Strom, also noch vor Beginn des Rummels, welcher bei der Brücke über den Strom ansetzt. Auch hier gab es keinen Kaffee, sondern wir froren uns durch die Mittelmole, hinter den Bahnhof und dann wieder zum Strand rauf. Auf den ersten Blick ist Warnemünde wirklich nett, aber bei näherem Hinkucken nicht ohne kurorttypische Ödnis. Einstufung: das Travemünde des Ostens, nur mit weniger Eleganz. Travemünde selbst ist auch nur in Anführungszeichen zu empfehlen. Beim Besteigen des Autos wurde uns noch wegen 15 Minuten Überzug ein Knöllchen in die Hand gedrückt. Die Rückfahrt zog sich hin, und unterwegs gaben wir den Glauben auf, daheim noch in der Sonne den Kaffee am heimischen Panoramafenster genießen zu können. Es war 19.00 Uhr, und der Kaffee wurde als Dessert des Dinners eingenommen (Spaghetti mit Pesto).

Freitag, 2. März 2012

Die Agentur rief an und verkündete, wir sollten wegen der Übergabe/Abnahme nicht auf sie warten, sondern einfach verschwinden. Oha. Da merkten wir, dass wir einen Tag zu kurz gebucht hatten. Telefonisch ließ sich das Fauxpax beheben. Die Mutter durfte dann mit zum Brötchenholen bei MEZ – kam nicht so doll. Irgendwie ärmlich – T€DI und Co. Mittags unternahmen wir einen Spaziergang zur Jugendherberge, um nach dem Ausbaustand des groß angekündigten Baumhotel-Dorfes zu schauen. Viel war noch nicht zu sehen, aber man arbeitete dran. Auch in der Jugendherberge selbst war noch kein Leben auszumachen.  300 Meter südlich bei der „Blaue Wiek“ fanden wir eine „faustdicke Überraschung“ (wie Peter Hasenbein von der NW PB formuliert hätte): Eine als alberne Leuchtturm-Atrappe gebaute Ferienwohnung wäre zu haben gewesen, mit Meerblick und W-LAN. Manno. Rauch lag in der Luft. Jetzt war die richtige Zeit zum Bäume – in unserem Fall Kopfweiden – schneiden, Gestrüpp verbrennen, Gräben ausheben.  Der Nachbar machte sich wieder in seinem riesigen Holzstapel zu schaffen, wie immer assistiert von seinem Hund. Ein kleiner schwarzer Hund, vergleichbar mit einer Mischung aus Maus und Ziege. Die Session beginnt immer so, dass der Hund zwar in der Nähe bleibt, dabei aber eigenen Interessen nachgeht, indem er rumschnüffelt, hier und da hinläuft und schaut oder etwas aufnimmt und trägt. Nach einiger Zeit ist er damit fertig und ihm wird langweilig. Dann gesellt er sich zu seinem Herrn, hält den gebotenen Sicherheitsabstein ein und schaut einfach nur noch zu bzw. wartet darauf, dass es wieder nach Hause geht. Manchmal klettert er auch auf den Holzstapel und beobachtet das stundenlange konzentrierte Holzhacken von oben. Für den Nachmittag erwarteten wir eigentlich seit Montag Sonnenschein. Im Trüben fuhren wir los, aber kurz vor Boltenhagen kam sie durch. Auf dem Strand entlang – Halbzeit bei der Seebrücke – wanderten wir, bis eine Flussmündung zur Umkehr zwang. Umkehr ohne Einkehr. Wieder war es nirgends verlockend genug, um noch dazu bei aufkommender Nachmittagsdämmerung, zwangsweise Kaffee und Kuchen einzunehmen. Also verlegten wir den gastronomischen Teil auf den Abend. Kurz nach 18.00 Uhr fuhren wir zum Captain’s Dinner in das Restaurant Reuterhaus am Marktplatz in Wismar. Dorsch mit Katoffeln und Spinat + Müller Thurgau Saale, Gruß aus der Küche und Pfannkuchen mit Apfelmus. Freundlicher Service, bürgerliches Ambiente.

Samstag, 3. März

Wir waren früh mit Putzen fertig und warteten auf die Abnahmefrau, die sich noch eine Stunde extra nahm. Für die Rückfahrt war ein gutes Stück Landstraße genehmigt. Wir wollten uns auf einsamen Straßen durch öde Kartoffeläcker hindurchmeditieren, aber es war leider nicht so langweilig wie erhofft. Lichtblick: Der alte Elb-Hafen in Dömitz mit zum Hotel ausgebauten Ex-Speicher. Etappenzielqualität.